Harald GAZZETTA

Auswärtsaufwärtstendenz. Eigenbaustelle. Allesschauer
1.
10 6 3 1 17:10 21 lautet die Bilanz heuer, zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr verzeichnete Klauß mit 10 7 1 2 18:8 22 einen ähnlichen Beginn. Doch das zählt noch alles wenig, denn wirklich wichtig ist das Spiel 11 am Donnerstag, da geht es um ein wesentliches Saisonziel. Auswärtstabelle
2024/25 16 2 6 8 16:29 12
2025/26 2 2 0 0 4:2 6
Stöger hat in 2 Spielen bereits so viele Auswärtssiege wie in der gesamten vorigen Saison und die Hälfte der Punkte vorzuweisen. Ist schon eine statistische Kuriosität, die irgendwie aber auch bezeichnend ist.

Vergleich nach 4 Runden:
2018 4 1 2 1 5:3 5
2019 4 2 1 1 5:5 7
2020 4 3 1 0 10:3 10*
2021 4 1 1 2 5:5 4**
2022 4 2 1 1 4:3 7
2023 4 2 1 1 10:2 7
2024 4 2 1 1 4:4 7
2025 4 3 1 0 5:2 10*
So einen guten Start in die Saison gab es in der Liga seit der Reform nur 2020. * Max ** Min
Hart gesagt sind wir in Österreich derzeit immer noch nicht konstant genug. Dem guten Beginn folgten in einigen Saisonen dann eher durchwachsene Phasen, Ausnahmen auf den Herbst bezogen waren nur 2019 32 Punkte / 18 Spiele (3.) und 2024 28/16 (3.). Aber auch das sagt wenig.

Wirklich entscheidend ist schon aufgrund des Modus das Frühjahr, wo nur 2019/20 und 2020/21 gut liefen. Ansonsten ist in der Liga vor allem wichtig, dass man nicht wieder in den Kampf um Platz 6 gerät und erstmals seit dem Frühjahr 2021 bereits frühzeitig das MPO fixiert. Noch ein Vergleich: Rapid hatte vorige Saison nach 5 Runden 10 Punkte, nach 10 21 (also 11 aus den Runden 6 - 10), aber nur 7 von 11 - 16. So gesehen ist der gute Start nur dann nachhaltig, wenn nicht gegen Ende der Herbstsaison der große Einbruch vermieden werden kann.

Die Vergleichszahlen der Runden 5-10-16:
2018: 19 (8-4-7; 27 Punkte [8] Grunddurchgang - 8.)
2019: 28 (7-13-8; 40 [12]- 3.)
2020: 36 (13-8-15; 45 [9]- 2.)
2021: 20 (7-5-8; 31 [11]- 5.)
2022: 24 (10-7-7; 33 [9]- 4.)
2023: 24 (8-6-10; 33 [9]- 6.)
2024: 28 (10-11-7; 34 [6]- 5.).

2.
Fußballösterreich jammert. Auf einmal lauten die Teaser nicht mehr: "Kann Sturm Graz die UCL gewinnen?" Oder: "Was die Austria besser als Rapid macht." Oder: "Der österreichische Fußball funktioniert nicht, weil er nicht dem RB-Modell folgt." Auf einmal plappert es ganz anders. Der auffällige Niedergang des heimischen Vereinsfußballs in den Qualifikationsspielen zu den europäischen Gruppenphasen hat nun einige Leute wachgerüttelt, von denen man lange eher das Gegenteil gehört hat. In der Liga wurden auf Druck der Klubs zuletzt alle Schleusen geöffnet.

Woche für Woche erfreuen uns im Schnitt 11,6 Legionäre (23/24: 4,1; 24/25: 5,6) in den Kadern der Liga mit den gehobenen Ansprüchen der Funktionäre und Allesschauer, wogegen die Vergleichszahl der U-23-Eigenbauspieler im Kader nur mehr 1,3 (23/24: 5,1, 24/25: 2,6) beträgt. Ligaweit hat es zuletzt einen völligen Einbruch der Einsatzzeiten von Eigenbauspielern gegeben. Während der Anteil dieser Spieler sich seit Einführung des neuen Modus von 5.333' (18/19) auf 11.264 (23/24) mehr als verdoppelt hat, kam er mit 5.097 (24/25) auf den Tiefststand.

Die Frage, die sich aus dieser Entwicklung heraus stellt, ist: Was heißt das für den gesamtösterreichischen Fußball? Ist das jetzt sehr schlecht? Da bin ich mir gar nicht so sicher. Denn der heimische Kick reagiert immer auf Tendenzen, die von anderswoher kommen. Gefühlsmäßig ist der gesamteuropäische Fußball im Umbruch. Die neu eingeführten Ligaformate schütten mehr und mehr Geld auch in jene Regionen Europas aus, die mit Sponsoren- und Fernsehgeldern bisher eher schwach versorgt wurden. Gleichzeitig ist eine neue Generation von Fans da.

Die - wie ich auch hier oft feststellen muss - jedem Legionär, der zu uns kommt und unser Wappen 3 x küsst, Qualitäten zubilligt, die weder am Spielfeld noch anhand von Resultaten zu erkennen sind. Die vorrangig Eigenbauspieler und längerdienende österreichische Spieler mobben. Dieses großflächige Umdenken einer Generation von Allesschauern, also einem Publikum, das nicht wie ich mit Landesliga-Live-Fußball und Länderspielübertragungen aufgewachsen ist, sondern Tag und Nacht in den internationalen Fußball eintauchen kann, spiegelt sich in der Liga.

Das Zuseherinteresse wird nicht größer, nur weil vorrangig mit Eigenbauspielern gearbeitet wird. Ein Beispiel ist Rapid II. Während die Allesschauer, Allesfahrer und Wappenallesküsserfans dem Wirken der Profis sogar von Hotelbalkonen folgen, erstaunt dort der geringe Zuspruch.

3.
Bei Rapid geht der Umbau unter Stöger/Katzer munter weiter. An die 6 Millionen Euro wurden bereits investiert, es werden nun offenbar noch weitere folgen. 10 Spieler wurden bereits geholt, vom Stamm dagegen nur 3 verabschiedet. Der Kampf ums Leiberl wird immer härter. Offenbar sind österreichische Nationalspieler nicht mehr gut genug für Rapid, dafür werden wir bald viele verhinderte Stars der 2. französischen und der 1. israelischen Liga näher kennenlernen. Kicker aus der eigenen Akademie sehen wir dagegen in Zukunft vorwiegend bei Rapid II.

Rapid hat in den letzten 4 Saisonen mit Ausnahme des Erreichens der UECL-Ligaphase alle denkbaren Ziele - Platz in den Top 3, Cupsieg, Erreichen eines europäischen Hauptbewerbes - doch sehr deutlich verfehlt. Vielleicht kann man darum ein wenig verstehen, was da nun passiert. Es wirkt wie eine Flucht nach vorne. Man kauft, verkauft, reinvestiert. Ein Spitzkicker wie ich fragt sich zwar, wie ein Spieler, der vorher beim GAK und Hartberg so wenig überzeugen konnte, dass er nicht gut genug für seinen Stammverein war, nun die Ligue 1 begeistern soll.

Aber solche Fragen zeigen von völliger Ahnungslosigkeit. Denn bei uns werden Stars praktisch aus dem Nichts gemacht, freilich weniger wegen der großen Erfolge, die der Verein mit ihnen feiert, sondern wegen der (aber nur kolportierten) Unsummen, die mit ihnen verdient werden. Ich lerne also: Ich gehe ins Stadion und zähle in Zukunft die erfolgreichen Ballabnahmen und zielgenauen Pässe, sehe die Mannschaft zwar nullzunullen, freue mich aber über die Millionen, die man künftig mit einigen genialen Box2Boxern und Wiedereroberern verdienen wird.

Noch traue ich vor allem Peter Stöger zu, dass er eine erfolgreiche Mannschaft formen kann. Und ich bin völlig bei ihm, wenn er für sich selbst Erfolg einfordert. Dann kann er spielen lassen, wen immer er will. Aber Identifikation mit 50Spiele-nextStep-Kickern ist schwierig. Der längstdienende Legionär bei Rapid ist Nenad Cvetković, der seit 2023 im Verein ist, aber weniger Spiele (52) gemacht hat als Raux-Yao (55) oder Bolla (54), die erst ein Jahr später kamen. Es folgen die Winterzugänge Radulović (26), Amane (21) und Ahoussou (14).

Børkeeiet (13) wird wohl abgegeben werden, dann folgen die Neuen Antiste, Dahl und Mbuyi (je 8), Horn (7) und Marcelin (3). Dazu werden nun wohl noch einige weitere Neuzulegionäre kommen, etwa Ndzie, der leider noch keine Arbeitsgenehmigung hat. 11 sind derzeit einsatzfähig. Begeistert bin ich bisher nur von Raux-Yao, den lasse ich als Glücksfall gelten. Ob Bolla wirklich mehr Qualität hat als Auer oder Demir, ist für mich nicht wirklich zu beurteilen, immerhin haben ihn alle 3 Trainer spielen lassen. Cvetković war zu viel verletzt.

Radulović zeigte zuletzt auch eher wenig, über Amane hört man da und dort positive Kritiken, am Spielfeld fällt das dann aber eher nicht so auf. Ahoussou und die ganz Neuen kann man bis jetzt nur vorläufig beurteilen, auch wenn Dahl schon einmal gut gestartet ist. Jene Spieler, die wirklich viele Partien für Rapid gemacht haben und die ich daher - im Gegensatz zur Generation Short, die sich nicht einmal Videos länger als 60 Sekunden anschauen kann - sehr schätze, sind: Schaub (254), Hedl (154), Auer (149), Kara (112) und Seidl (102).

1 month ago | [YT] | 13